Ist das, was ich tue, wirklich wirklich wichtig für die Welt?

„Es gibt zwei Arten, sein Leben zu leben: entweder so, als wäre nichts ein Wunder,
oder so, als wäre alles ein Wunder“ ist ein berühmtes Zitat von Albert Einstein. Welche Fähigkeit brauchen wir, um das Leben wie ein Wunder zu begreifen? Liebe, Neugier, Demut, Offenheit, Hingabe, Begeisterung, Mut, Furchtlosigkeit?

In einer Woche wie dieser, in der im Iran eine Revolution durch Frauen passiert, in Europa der Groschen des Klimakollapses unerträglich träge fällt, in der Ukraine immer noch Krieg ist und das neue Smalltalkthema die Heizungskosten in der eigenen Wohnung sind, taucht dieser Satz immer wieder auf. Ich frage mich dann umso mehr: „Wie wichtig ist das, was ich gerade tue?“ Wenn ich so viel Umbruch und Veränderungsdruck um mich herum wahrnehme, dann drängt sich mir diese Ausrichtung regelrecht auf. Seit mehreren Jahren kommt mir meine persönliche Zeit unendlich teuer vor und ich will sie nur mit Menschen und Tätigkeiten verbringen, die ich selbst als sinnvoll betrachte und einer Zukunft dienen, die ich für lebensförderlich halte.

Puh, und dann wird das Leben plötzlich sehr intim und einfach. Gleichzeitig ist es umso herausfordernder mit den Geschehnissen umzugehen, die nicht unserer Zukunft dienen, mit den Menschen zu interagieren, die die Augen vor den Krisen unserer Zukunft nicht öffnen möchten und all die Unternehmer:innen, die weiterhin unsere Ressourcen nutzen, als wären sie unendlich und Produkte kreieren, die eine kurze Lebensdauer haben, aus Schadstoffen bestehen, die Gesundheit gefährden oder gewalttätiges Verhalten fördern. Die Liste ist lang und wir haben wirklich allen Grund an der Welt zu verzweifeln und sie zu betrauern.

Dennoch macht es mich wach mitzukriegen, was in der Welt passiert. Mich im Tiefsten von einer Frau berühren zu lassen, die die Todesstrafe in ihrem Land dafür riskiert, die Zukunft für andere Frauen und Mädchen sicherer zu machen und im Kontrast dazu meine postkolonialen Privilegien zu sehen. Es ist wesentlich Klimaangst und Zukunftsangst zu spüren, weil es mich handlungsfähig macht. Denn erst, wenn mir meine Zeit teuer vorkommt und meine Ressourcen eine Bedeutung bekommen, haben meine Entscheidungen ein Gewicht: sie werden großzügig und realistisch.

An dieser Stelle müsste nun der so genannte “Call-to-action” kommen. Ein Aufruf dazu, was man als Leser*in machen kann. Eine Empfehlung von mir oder am besten eine Anleitung wie “drei Schritte, wie Du mit Klimaangst umgehen kannst”. Aber wie ist es, wenn ich Dich damit stehen lasse und wir einfach nur beide wahrnehmen, dass es sehr viele Herausforderungen gibt, wenige Antworten und Dir vielleicht niemand sagen wird, was die Lösung sein wird, weil wir alle überfordert sind und weil wir alle lernen müssen, für die Welt Verantwortung und Führung zu übernehmen.

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